02 Mrz Der Mini-Garten vor dem Fenster. Teil 2: Gemüse und Kräuter
Schnittlauch und Petersilie direkt von der Fensterbank – geht das überhaupt?
Ruth Wegerer, Gartenbuchautorin und leidenschaftliche Fenstergärtnerin verrät im zweiten Teil worauf es ankommt, wenn du Gemüse und Kräuter
für den Salat ernten willst. Im ersten Teil kannst du nachlesen, wie Ruth die südseitigen Fenster mit kleinen Sträuchern, Sukkulenten und einjährigen
Sommerblumen bepflanzt. Das bringt Atmosphäre und Farbe in die Wohnung! Vor den weniger besonnten Küchenfenstern ist der ideale Platz
für kleine Gemüsepflanzen und Kräuter. Viele der essbaren Pflanzen können über den Winter sogar draußen bleiben. Da stört es auch nicht,
dass sie abgeerntet oder verwelkt nicht mehr so schön aussehen.
1. Balkongemüse – das sind die ersten Schritte
Hier erfährst du, was vorab zu klären ist, um zu einem Fenstergarten zu kommen. Jetzt geht es an die Umsetzung. Für eine gute Ernte ist es wichtig,
dass die Gefäße nicht zu klein sind. Gemüsepflanzen brauchen nicht nur Platz, um ihre Wurzeln zu entfalten, sondern auch viele Nährstoffe, das bedeutet
– mehr Erdvolumen. Die Gefäße dürfen nicht zu schwer sein. Beachte, dass nicht nur das Gefäß entscheidend ist – auch die Pflanzerde kann im nassen
Zustand ganz schön schwer werden. Für die Kräuter vor dem Küchenfenster hat Ruth sich rechteckige Körbe aus Weidengeflecht besorgt. Die sind relativ
leicht, witterungsbeständig und sehen auch sehr hübsch aus. Geeignet sind auch Pflanztaschen aus Vlies oder aus luftdurchlässigem Kunststoffgewebe.
Ein prima Tipp sind leere Konservendosen – sie kosten nichts und lassen sich über den Winter sehr leicht wieder weg räumen. Bohre unten oder seitlich
ein paar Löcher hinein, damit das Wasser abrinnen kann. Eine Untertasse für Kräuter- und Gemüsepflanzen macht Sinn, besonders da die Pflanzen
im Sommer viel Wasser brauchen und du auf diese Weise zumindest kurzzeitig Wasser anstauen kannst. Auch die Nachbarn unter dir freuen sich, wenn
nicht ständig das Wasser vor dem Fenster hinunter tropft.
2. Kleingemüse und Pflücksalat
Für die Fensterbank sind kleinwüchsige und kleinfruchtige Gemüsearten, wie z.B. Rote Rüben geeignet. Ruths Geheimtipp ist die feine und schmack-
hafte Ringelrübe – Beta vulgaris ‘Chioggia‘, die schon nach etwa 2 Monaten ausgereift ist. Ruth erntet sie jung und kocht sie. Sie schmecken ganz köstlich nur
mit Salz, Pfeffer, etwas Zitronensaft und Olivenöl beträufelt. Ganz perfekt sind auch Pflücksalate und nachwachsende Gemüsearten, wie Spinat, Rucola,
Mangold und – Erdbeeren. Du kannst sie den ganzen Sommer über ernten. Auch Radieschen wachsen schnell und schmecken gut. Noch ein Tipp ist die
mexikanische Minigurke, Melothria scabra, siehe Titelfoto. Ihre Früchte sind klein und knackig und sehen aus wie winzige Wassermelonen. Die schnell-
kletternde Pflanze braucht eine Rankhilfe – sie wächst bis zu 1,5m hoch.
3. Kräuter vor dem Fenster – beim Kochen schnell zur Hand
Die meisten Kräuter sind relativ unkompliziert und lassen sich sehr gut in Töpfen ziehen. Du kannst alle deine Lieblingskräuter, wie Basilikum, Petersilie, Bohnen-
kraut, Schnittlauch usw. anpflanzen. Auch unbekanntere Arten wie Currykraut, Zitronenverbene oder Schnittknoblauch passen gut dazu.
Mediterrane Kräuter, wie Salbei, Lavendel, Olivenkraut, Thymian und Rosmarin wachsen am besten an einem sonnigen Platz. Fülle als unterste Schicht eine Lage
Blähton in das Gefäß, damit die Wurzeln nicht in der Nässe stehen! Auch ein kleiner Lorbeerbaum kann den Sommer über draußen stehen. Ruth liebt es, immer
wieder Neues zu entdecken und zu experimentieren. Sie probiert aus, was ihr gefällt und ist nicht enttäuscht, wenn nicht alles gleich auf Anhieb klappt!
Lohnenswert ist auch die Kapuzinerkresse – ihre Blätter, Knospen (Kapernersatz!) und Blüten sind essbar. Die Blüten in leuchtend orange/rot/gelb haben einen
würzigen Geschmack und passen prima zu grünem Blattsalat.
4. Die richtige Pflanzerde
Für ihre Pflanzen nimmt Ruth torffreie Universalerde oder Balkonpflanzenerde. Der Düngervorrat, der in gekaufter Pflanzerde steckt, reicht normalerweise
für eine Saison. Manche Ratgeber empfehlen, die Erde jedes Jahr zu erneuern. Bei ausdauernden Pflanzen kannst du die oberste Erdschicht abnehmen und gegen
neue Erde oder Kompost ersetzen. Falls notwendig, verwendet Ruth zum Nachdüngen organischen Flüssigdünger oder Hornspäne.
5. Aussaat oder Jungpflanzen
Es ist spannend, Gemüse anzubauen, das es nicht im Supermarkt zu kaufen gibt und außerdem schmeckt es viel besser. Zur Aussaat eignen sich alle Arten von
Kräutern, Gemüsen und sogar Erdbeeren! Ab März, April kannst du schon Jungpflanzen, in kleinen Schalen im Zimmer heranziehen. Die überzähligen Pflänzchen
kannst du verschenken oder mit der Nachbarin gegen eine andere Sorte tauschen.
Setzlinge und Jungpflanzen kannst du auf einem der zahlreichen Frühlingsmärkte einkaufen, wie der Raritätenbörse, die im Botanischen Garten vom 7.- 9. April 2017
stattfindet. Auch Pflanzentauschbörsen finden in vielen Bezirken statt. Genaue Termine findest du hier: Gebietsbetreuung – Pflanzentauschbörsen. Ap April bietet die
Arche Noah in ihrem Pop-Up-Store wieder Pflanzen zum Verkauf an: Arche-Noah Pop-Up Wien.
6. Gartenwerkzeug bereitlegen
Gartenwerkzeuge erleichtern die Arbeit. Nützlich sind ein Handspaten, eine Gartenschere und Gartenhandschuhe, erhältlich z.B. bei Wohnbalkon. Lege eine Folie
oder einen alten Teppich vor dem Fenster aus, das spart Aufräumzeit. Jetzt fehlen nur noch Bastschnüre oder Draht zum Aufbinden und eine Gartenschürze – schon kann
es losgehen! Die Gießkanne nicht vergessen!
7. Pflege, Dünger und Wasser
Je heisser es im Sommer wird, desto öfter musst du die Pflanzen auf der Fensterbank giessen – mitunter sogar 2x am Tag. Vergiss nicht, auch im Winter und im zeitigen
Frühjahr die Pflanzen, die draussen überwintern hin und wieder zu giessen. Wärmeliebende Arten wie Rosmarin, Lorbeerbaum, Granatapfel, Olivenbaum, Zitronenverbene
und Zitrus müssen drinnen überwintern. Schnittknoblauch, Minze, Oregano, Petersilie, Salbei, Schnittlauch und Thymian können draussen bleiben.
Tomaten lieben einen geschützten und warmen Platz am Fenster
8. Karotten, Kartoffeln und Kohlrabi
Wenn du Kartoffeln, Zucchini oder Karotten anbauen möchtest, brauchst du große Töpfe! Da kommt das Fenstersims nun doch an seine Grenzen.
Mehr Erfolg verspricht der Gemüseanbau auf dem Balkon oder auf einer Loggia. Sehr genial ist die Idee, Tomaten direkt im Sack zu pflanzen:
Tomaten aus dem Sack. Die Pflanzen werden direkt in die Blumenerde-Säcke eingesetzt und profitieren von der Wärme, die sich unter der Folie
sammelt. Damit das Gießwasser gut abläuft, stichst du vor dem einsetzen mehrmals in die Unterseite des Sackes. Auch Salat kannst du auf diese
Weise anziehen. Tomaten und Paprika brauchen einen warmen und windgeschützten Platz. Kleinfruchtige Sorten, wie Kirschtomaten
und Paprika wachsen auch schon in kleineren Gefäßen. Zuckererbsen brauchen einen Topf, der etwa 30cm hoch sein sollte.
Ruth Wegerer ….ist schon von Kindheit auf eine Blumennärrin und auch ohne jetzt einen Garten zu bewirtschaften, bleibt sie die
„Gärtnerin aus Liebe“ und lebt ihre Passion auf den Wiener Fensterbretteln aus. Der Topfgarten steht im Mittelpunkt ihres gärtnerischen
Interesses und es entstehen in jeder Saison neue Arrangements in ausgefallenen Gefäßen. Auch einige ihrer Objekte aus Eisendraht
werden für Pflanzungen verwendet. www.ruthwegerer.at
Seit über zehn Jahren organisiert die passionierte Gartenfrau den „Gartenklub Acanthus“ – www.lustgaertner.at, der gärtnerisch
Interessierten monatliche Aktivitäten wie Vorträge und Ausflüge bietet.
Fotos: Ruth Wegerer und Karin Zwerger
Wer sich nicht selbst ans Fenstergärtnern heranwagen will, dem helfe ich auch gerne bei einer Beratungsstunde oder einer Window-Box Planung.
Wir übernehmen die Vorbesprechung mit der Hausverwaltung, die Planung und legen den Fenstergarten an. Ruf an unter 06991 0911365 Karin Zwerger