Hofdame


ist Landschaftsarchitektin aus Süddeutschland
lebt mit Unterbrechung seit 1990 in Wien
arbeitete in Büros in Stuttgart, Berlin und Wien
unterrichtete einige Jahre an der Universität für Bodenkultur
gründete 2015 das Unternehmen hofdame

Das Interview führte Simay Zwerger, die älteste Tochter. Simay studiert Romanistik und Theater-, Film- und Medienwissenschaften
und lebt in
einem Biedermeierhaus mit backsteinrotem Werkstattgebäude im verwunschenen Hinterhof. Abgesehen davon hat sie mit
Höfen gar nichts zu tun.
 Dafür bloggt sie privat über Gott und die Welt und nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund.

 

 

Hofdame who? Wer steckt denn da dahinter?

Der Name ist meiner Tochter eingefallen, nachdem ich zuerst nur Allerweltsnamen im Kopf hatte.

Also danke nochmal! Hofdame bin ich weil ich Wege suche, Innenhöfe wieder lebendig zu machen.

Die meisten haben ein großes Potenzial, so klein sie auch sind.


 

 

Warum ausgerechnet Höfe?

Höfe nehmen die Anonymität der Großstadt weg und bieten einen geschützten Bereich, in dem man zwanglos auf die Nachbarn trifft. Oft sind Wiener Höfe grau und ungenutzt – es genügt manchmal schon ein kleiner Eingriff, um sie lebenswert zu machen.

 

 

Erzähl mal, wie kommst du denn dazu?

Mit 18 wollte ich Landschaftsarchitektin werden. Allerdings wusste ich damals noch nicht, dass man das tatsächlich studieren kann. Durch Zufall las ich einen Bericht über eine Landschaftsarchitektin in der Brigitte und war überglücklich, dass ich meinem brennenden Wunsch nachgehen kann. Als Studentin bin ich einige Wochen lang per Anhalter durch Südengland gereist, um die weltberühmten Englischen Gärten kennenzulernen. Zum Beispiel habe ich Sissinghurst besucht, worüber ich dann auch meine Diplomarbeit geschrieben habe. Ich durfte dort mit den Obergärtnerinnen sprechen und mich in die Wiese setzen und zeichnen. Ich habe in England verstanden, dass Gärten etwas sind, was sich entwickelt, sich ständig verwandelt und dass sie sehr viel Zuwendung und Pflege brauchen.

 

 

Was macht deine Arbeit besonders?

Was mich sehr fasziniert sind Materialien: Farben, Formen und Strukturen. Ich versuche diese Komponenten zu vereinen und aufeinander abzustimmen. Besondere Blumensträuße habe ich schon als Kind gepflückt und meiner Mutter von Spaziergängen mitgebracht. Meine Arbeitsweise ist sachlich und klar – Struktur ist mir sehr wichtig. Pflanzen bringen eine sinnliche Komponente ins Spiel, der Duft von blühenden Robinien kann regelrecht betören.


 

 

Wie gestaltet man denn einen Hof?

Ich lasse mich auf den Ort ein, bin zu verschiedenen Tageszeiten dort, um den Hof zu „verstehen“. Ich möchte auch die Menschen kennenlernen, die dort wohnen. Ich brauche beim Entwickeln der Idee auch diesen Moment, in dem ich denke „das ist es jetzt“.

 

 

Wie bitte?

Schau, es ist so, wie wenn du zu einem echt guten Frisör gehst: der schaut sich deine Haare an und macht auch erst mal eine Art Bestandsaufnahme. Er sieht dann mögliche Haarschnitte, die zu deinem Typ passen. Ein Profi sagt dir dann auch: „Komm, dieses Mal schneid‘ ich sie dir eine Spur kürzer, glaub‘ mir, das ist was für dich!“ Bei meiner Arbeit ist das auch so, dass ich es spüren muss. Ich muss die Gewissheit haben, dass ich das Richtige mache.

 

 

Woher nimmst du deine Inspirationen?

Ach da schau ich jetzt kurz aus deinem Fenster, ok? (lacht und geht zum Fenster) Jetzt mal Hand auf’s Herz… was findest du cool? Ich reise am allerliebsten in ehemalige Ostblock-Länder – dort gibt es noch viel Unentdecktes und Faszinierendes zu sehen: ich habe eine Schwäche für Bushaltestellen (lacht). Mich begeistern Sitzgarnituren aus buntem Kunststoff, leichte Überdachungen, filigrane Architektur. Es gibt so kreative und fantasievolle Bushaltestellen, oft aus einfachen Materialien. Von wegen grauer Osten! Schriftzüge finde ich auch cool – zu Weihnachten bekam ich das Buch „Ghostletters“ und musste es sofort durchblättern.

 

 

 

Rumaenien_Bulgarien_3_2013_Wien_Tschechien_2014

 

 

Du kannst für einen Tag ein anderes Leben führen – wer wärst du gerne?


Ich wäre gerne Vivienne Westwood (gewesen). Nachdem ich ihre Biografie gelesen hatte, war ich beeindruckt von ihrer Kunstfertigkeit und ihrem Ideenreichtum. Von der Art, wie sie mit Materialien umging, davon wie sie sich unermüdlich in Themen vertiefte und ihre Idee dann in die moderne Zeit übersetzte. Wenn man mal ein Kleidungsstück von ihr anhatte, merkt man wie maßgeschneidert ihre Kleidung ist. Übrigens, genau das möchte ich mit meinen gestalteten Höfen erreichen: dass einem der Hof wirklich gut passt und man sich darin wohl fühlt.

 

 

Wo kann ich etwas über dich finden?

Auf www.hofdame.at, facebook, instagram und pinterest. Wer also einen Eindruck bekommen möchte, wie meine Linie/mein Design ist…